Sonntag, 10. April 2016

[Rezension] Zorn und Morgenröte

Das ganze Volk von Chorasan lebt in Angst und Schrecken, seit der junge Herrscher Chalid begonnen hat, jeden Tag ein anderes Mädchen zu heiraten, nur um sie am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang hinrichten zu lassen. Shahrzad hat auf diese Weise ihre beste Freundin Shiva an den Kalifen verloren. Nun will sie nur noch eins: ihre Freundin rächen. Sie meldet sich freiwillig als Braut und hat doch nur ein Ziel: überleben und den Mann töten, der ihr die Freundin genommen hat.
Im Angesicht der Morgenröte beginnt Shahrzad, Chalid eine Geschichte zu erzählen. Und tatsächlich: Sie bekommt einen Tag Aufschub. Doch mit den Geschichten und den Nächten, die vergehen, muss Shahrzad erkennen, dass der junge Kalif nicht der Tyrann ist, für den ihn alle halten. Und das in seinem prächtigen Palast Geheimnisse verborgen liegen, die noch schrecklicher sind als seine Taten. (Quelle: One Verlag)

Meine Meinung

Ich mag Märchen und modernen Neuerzählungen sehr gern, muss aber auch gestehen, dass ich mich mit dem orientalischen Pendant wie 1001 Nacht nicht sehr gut auskenne. Gerade deswegen war ich aber sehr gespannt und habe gehofft, dass es mich auf die „Originale“ neugieriger machen würde. Und das ist tatsächlich auch passiert. Das Gerüst der Geschichte ist fesselnd und eben mal etwas anderes. Und gerade diese kurzen Geschichten, die Sharazad dem Kalifen erzählt, haben mir außerordentlich gut gefallen. Ich hätte mir sogar noch ein paar mehr gewünscht.

Die Autorin schreibt so, dass tatsächlich der orientalischer Flair spürbar wird. Es entstehen tolle Bilder beim Lesen im Kopf, auch durch arabische Worte, die die Atmosphäre noch verstärken und im Kontext gut verständlich sind. Ansonsten gibt es aber auch einen Glossar hinten im Buch, ebenso wie eine Landkarte zur Orientierung.
Wie sich schon aus dem Klappentext entnehmen lässt, ranken sich so einige Geheimnisse um den mörderischen Kalifen Chalid. Nach und nach taucht Sharazad mit uns in diese geheimnisvolle Welt ein. Und ich konnte ihre, doch teilweise sehr große Ungeduld gut nachempfinden. Man brennt förmlich darauf mehr zu erfahren und den Rätseln auf die Spur zu kommen. Natürlich hilft es so die Spannung zu halten, aber ich finde man muss den Leser auch mit gewissen Infos füttern, die im besten Fall etwas erklären und gleichzeitig Grund für neue Rätsel geben. Und dieses Gleichgewicht hat mir hier gefehlt. Anfang und Schlussteil haben mir hierbei noch gut gefallen. Zwischendurch hatte ich jedoch das Gefühl, es geht in der Handlung gerade kaum voran und so wurde ich etwas ungeduldig. Und es wäre meiner Meinung nach besser gewesen, wenn man nicht am Anfang schon einen Hinweis bekommt. Ich hatte daraufhin eine gewisse Ahnung, die sich auch als richtig erweisen sollte, was mir natürlich einiges an Lesefreude/ Überraschung genommen hat. Außerdem gibt es neben der Haupthandlung auch noch Nebenstränge in denen wir andere Charaktere begleiten und ehrlich gesagt hätte ich auf diese auch verzichten können, denn Sharazads Geschichte fand ich mit Abstand um einiges spannender. Und ich denke sie wäre ausbaufähig gewesen und hätte dem ganzen mehr Tiefe gegeben.

Die Liebesgeschichte hat mich nicht kalt gelassen, aber hat mich leider ebenfalls nicht so gepackt, wie ich es mir gewünscht hätte. Es ging mir einerseits zu schnell, um die Gefühle nachvollziehbar zu finden und es lag vermutlich auch daran, dass Chalid für mich als Charakter absolut schemenhaft geblieben ist. Nach wie vor weiß ich nicht so richtig wer er ist, was ihn ausmacht, was er mag, usw. An dieser Stelle musste ich beispielsweise an den Dunklen aus der Grischa-Reihe denken, der auch zu den „Bösen“ gehört und doch über einen Charme verfügt mit dem er einen einlullt. Bei Chalid ist da leider keine Gefühlsregung aufgekommen, Null. Er ist mir immerhin nicht unsympathisch, aber die ganzen Entwicklungen gingen mir deshalb umso weniger nah, wenn ich nicht richtig mitfiebere.
Das klingt jetzt alles ganz schön negativ, weshalb ich hier nochmal betonen möchte, dass es nicht schlecht fand! Ich fand es eben schade, aber aufgrund der Beliebtheit des Buches denke ich viele Leser hatten nicht mit der fehlenden Verbundenheit zu kämpfen. Ein Pluspunkt waren noch die „magischen“ Elemente. Die lassen mich nämlich auf großartige  Entwicklungen hoffen, die die Autorin evtl. noch für uns parat hat. Aufgrund der unterschiedlichen Informationen kann ich aber nicht genau sagen, ob es nun eine Di- oder Trilogie werden wird. Den nächsten Band werde ich in jedem Fall lesen, um zu gucken, wie sich die Charaktere& Handlungen entwickeln.

Fazit 
Die Stärke dieser Geschichte liegt für mich ganz klar auf der Seite der Atmosphäre. Man fühlt sich in den Orient versetzt, was für mich neu und spannend war. Die Protagonistin war ebenfalls ein großer Pluspunkt. In die meisten ihrer Gedanken und Gefühle konnte ich mich sehr gut herein versetzen. Außerdem ist sie eine starke Persönlichkeit und schlichtweg sympathisch. Was ich leider kritisieren muss, ist die Vorhersehbarkeit und der damit verbundene Spannungsbogen. Dies hat mir einfach viel an Überraschungsmomenten genommen und letztendlich war ich nicht annähernd so hingerissen, wie ich es erhofft habe. Dennoch ein solides Resultat und ich werde weiterlesen.

★★★☆☆ 3½ von 5 Sternen

„Zorn und Morgenröte“ von Renée Ahdieh
Hardcover
One Verlag
Seiten: 379
Preis: 16,99€

Herzlichen Dank an Blogg dein Buch und den One Verlag für dieses Rezensionsexemplar!

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