Freitag, 1. November 2013

[Rezension] Ziemlich beste Freunde

 
Mit 42 Jahren ist Philipp Pozzo di Borgo aufgrund eines Unfalls plötzlich querschnittsgelähmt. Ein Umstand der erneut sein Leben auf den Kopf stellt. Doch natürlich hatte auch er ein Leben zuvor. In diesem Buch erzählt di Borgo die ganze Geschichte - seine Lebens- geschichte.
 

Meine Meinung

Das war mal wieder eine Geschichte, die mir Kopfzerbrechen bereitet hat. Im guten, wie auch negativen Sinne. Philippe Pozzo di Borgo beginnt seine Geschichte mit seiner Abstammung. Wir erfahren, wer seine Vorfahren waren und  anschließend, wie er aufgewachsen ist. Darauf folgt, wie er seine Frau kennengelernt hat und schon diesen Teil kann man als Liebes- und Leidensgeschichte bezeichnen. Sie ist einerseits schön und romantisch und andererseits widerfahren ihnen tragische Dinge, die beiden das Leben nicht leicht machen.
Schon in diesen genannten Abschnitten kommen immer wieder Passagen, die Philippes, meistens von Leid geplagten, Gedanken nach dem Unfall wiedergeben. Man spürt dadurch regelrecht seine Verzweiflung, doch gerade zu Beginn konnte ich diese Passagen oft nicht richtig einordnen und fand sie verwirrend. Auch in der restlichen Geschichte wird des Öfteren in der Zeit hin- und hergesprungen und manche Erinnerungen waren meiner Meinung nach sogar unpassend eingefügt.

Natürlich erfahren wir auch von seinem Unfall und der Zeit danach mit Abdel, doch dieser Lebensabschnitt macht nur einen kleinen Teil der Geschichte aus. Dadurch liegt der Fokus des Buches eher auf Philippe Pozzo di Borgo, der von Leid geplagt und ein gebrochener Mann ist. Von daher waren die kleinen Episoden, was er mit Abdel erlebt hat, wirklich ein Lichtblick am Ende des Tunnels. Auch als Leser konnte man mal aufatmen und sich über diese Geschichten amüsieren. Die Namenswahl „Ziemlich beste Freunde“ ist dennoch irgendwie ungeeignet, da es zu ¾ des Buches einfach nicht passt.

Und als wenn man mit Philippes depressiven Gedanken und den Zeitsprüngen nicht schon genug zu kämpfen hätte, ist auch der Schreibstil gewöhnungsbedürftig. Teilweise erschien mir die Wortwahl nicht ganz so gut getroffen, wobei ich hier natürlich nicht beurteilen kann, ob das an der Übersetzung liegt. Ein Beispiel: „Er macht nicht viele Worte“. 
Zudem gibt es Textstellen, die sehr philosophisch klingen, aber für mich beim besten Willen kein Sinn ergaben. Ich hatte einfach keine Ahnung, was der Autor mir gerade erzählt. Man hat das Gefühl, das diese Passagen aus seinen depressiven Phasen stammten und vielleicht kann man diese lediglich verstehen, wenn man selbst in dieser Situation ist oder schon einmal war. An sich habe ich nichts gegen Metaphern, Symbole und Co, aber wenn sie nicht ansatzweise verständlich sind, ist es sehr schade, wenn man dadurch beginnt diese Stellen zu überlesen.

Fazit
„Ziemlich beste Freunde“ ist eine ziemlich bedrückende Geschichte. Zudem erscheint der Titel nicht passend, da die Geschichte mit dem Pfleger Abdel den kleinsten Teil des Buches ausmacht. Außerdem hat man dadurch ganz andere Erwartungen und ich für meinen Teil war ein bisschen enttäuscht und nicht auf so viel Verzweiflung, Schmerz und Bedrücktheit vorbereitet. 

★★★☆☆  3/5


„Ziemlich beste Freunde“ von Philippe Pozzo di Borgo
Hardcover
Hanser Berlin
Seiten: 256
Preis: 14,90€

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